Veronika Spleiss I Künstlerischer Prozess

Hier in ihrem Atelier kreiert Veronika Spleiss grafische Gemälde in Acryl, Öl, Lackmarkern, Gouache und Tusche - Wimmelbilder auf Leinwänden, hauptsächlich gemalt mit einem dünnen Pinsel. Ihr erster Schritt zu einem Kunstwerk besteht im Betrachten der weißen Leinwand oder des Leinenstoffes. Bei manchen Werken kommt Veronika Spleiss schon in der Nacht oder zu einem anderen Zeitpunkt des Alltags eine Idee bezüglich des Themas und seiner Konzeption, wenn sie sich nur die weiße Leinwand in einer bestimmten Größe vorstellt. Die in diesem Moment lässt die Vorstellungskraft Formen und Thema in einer Leichtigkeit hervorbringen, auch wenn der Malprozess immer länger dauert.

Bei anderen Werken wird und ist es insgesamt ein langwieriger Prozess bis zur Themenfindung und seiner Ausführung. Dann reicht nicht mehr nur die weiße Leinwand und der mit ihm kommende Geistesblitz - das Werk wird dann wortwörtlich "erarbeitet". Denn in gewisser Weise geht es um Synthesen: Kombinationen, die unbewusst als Fragmente der Realität entnommen werden. Diese sind dem Künstler oder der Künstlerin nicht immer sofort zugänglich, sondern erfordern eine vertiefte Kontemplation.

Das ist der Zwiespalt an der Kunst. Sie ist ein ausführendes Mittel der Freiheit und in seinen unbegrenzten Möglichkeiten umso schwieriger im Verlauf festzulegen. Natürlich gibt es diese Werke, die in einer Art "Einfach Loslegen" entstehen. Doch der Prozess des Innehaltens, der Unterbrechung und der Reflexion ist für die Themensuche,-findung- und -ausführung essenziell. All diese Elemente begleiten die Künstlerin durchgehend im Verlauf des Malens. Nur ungern ändert sie den schon gemalten Strich auf der Leinwand, zumal der Kontrast von Weiß und Schwarz Änderungen schwer macht. Umso mehr bedarf es dieses Durchdenkens des Kunstwerkes. Folglich ist die Erschaffung eines Kunstwerkes nicht immer einfach, doch ist sie es in beiden Fällen wert - im Erschaffen und Betrachten.